Handwerker sind unermüdliche Helden des Alltags, die unser Zuhause, unsere Büros und unsere Infrastruktur am Laufen halten. Doch Handwerksbetriebe in Deutschland haben es zurzeit nicht leicht: Auf der einen Seite gibt es zu wenig oder krankes Personal, verzögerte Lieferungen, ungeduldige Kunden und mehrere Baustellen, die gleichzeitig fertig werden sollen; auf der anderen Seite Betriebe, die sich wegen ausbleibender Aufträge sorgen. Kein Wunder, wenn bei diesem Stresslevel auch die psychische Gesundheit leidet und der Krankenstand im Handwerk einen Höchststand erreicht.
Welche gesundheitlichen Beschwerden auftreten, wie es um die psychische Gesundheit von Handwerkern bestellt ist und was Betriebe und die Arbeitnehmer selbst tun können, um Krankheiten vorzubeugen, lesen Sie in diesem Blogartikel.
Gesundheitsrisiken von Handwerkern
Während sich bei Büroarbeitern vor allem Stress auf die Gesundheit auswirken kann, sind Handwerker auch verschiedenen körperlichen Gesundheitsrisiken ausgesetzt:
- Physische Belastungen: Handwerker verrichten oft körperlich anstrengende Arbeiten. Wenn sie schwere Gegenstände heben und sich oft bücken müssen, kann das zu Muskel- und Gelenkproblemen führen.
- Verletzungsrisiko: Je nach Beruf sind die Arbeitsbedingungen für Handwerker gefährlicher als für reine Schreibtischarbeiter: Sie können sich bei der Arbeit verletzen, beispielsweise stolpern, sich schneiden oder stürzen.
- Lärm und Schadstoffe: Abhängig von der Branche und ihrem Job, kommt es bei den Arbeiten zu einer hohen Lärmbelastung oder sie haben mit gesundheitsschädlichen Stoffen zu tun. Das Risiko von Gehörschäden und Atemwegserkrankungen ist erhöht. Arbeitsschutz ist für sie deshalb besonders wichtig!
Zusätzlich kann bei Handwerkern auch die psychische Gesundheit leiden:
- Zeitdruck: Handwerker haben oft enge Zeitpläne und Fristen, um Projekte fertigzustellen. Das kann sie auch psychisch belasten, insbesondere wenn unerwartete Probleme auftreten.
- Stress: Der Druck, Baustellen termingerecht und laut Angebot abzuschließen, verursacht Stress. Drängelnde Kunden treiben ihren Stresslevel zusätzlich in die Höhe. Neben psychischen Erkrankungen kann es zu erhöhtem Blutdruck und zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen kommen.
- Arbeitsbedingungen: Je nach Beruf zählen gefährliche Arbeiten zu den Aufgaben von Handwerkern. Das kann Stress und Angst verursachen.
- Arbeitszeiten: Lange Arbeitszeiten im Sommer auf dem Bau oder Schichtarbeit können Auswirkungen auf die Freizeit oder einen gesunden Schlaf haben. Die Erholung bleibt mitunter auf der Strecke.
Trotz dieser hohen körperlichen und seelischen Belastungen sind Handwerker im Vergleich zum Durchschnitt aller Arbeitnehmer in Deutschland seltener krank. Die Tendenz zeigt jedoch nach oben: Laut der aktuellen Fehlzeitenanalyse der IKK classic lag der Krankenstand im Handwerk 2022 bei 6,9 Prozent – so hoch wie noch nie!
Die meisten Krankschreibungen gingen auf das Konto von Muskel- und Skeletterkrankungen wie Rückenproblemen sowie von Atemwegserkrankungen. Fast 13 Prozent der Fehltage waren auf psychische Krankheiten wie Depressionen zurückzuführen. In der Gesundheits- und Reinigungsbranche liegt der Anteil psychischer Erkrankungen sogar bei über 17 Prozent – etwa so hoch wie beim Durchschnitt aller Versicherten. Auch die 20- bis 29-Jährigen fallen mit rund 15 Prozent häufiger aufgrund seelischer Störungen aus.
Als Handwerker sollten Sie deshalb gut auf sich aufpassen. Handwerksbetriebe sollten ihre Mitarbeiter durch geeignete Maßnahmen zur betrieblichen Gesundheitsprävention schützen. Wie das klappt, erfahren Sie in den folgenden sieben, einfach umzusetzenden Tipps.
7 einfache Tipps zum Schutz der Gesundheit von Handwerkern
- Persönliche Schutzausrüstung: Tragen Sie immer die erforderliche Sicherheitsausrüstung, einschließlich Helme, Schutzbrillen und Gehörschutz oder Atemschutz, um Verletzungen und Gesundheitsschäden zu minimieren und sich sicher zu fühlen. Halten Sie sich außerdem an die Sicherheitsvorschriften!
- Geeignete Werkzeuge: Verwenden Sie für schwere Arbeiten geeignete Hebelhilfe, Werkzeuge und Maschinen, um Ihren Körper nicht unnötig zu quälen und Frust zu vermeiden.
- Regelmäßige Arbeitspausen: Machen Sie regelmäßig Pausen, um sich zu erholen – vor allem dann, wenn es stressig zugeht.
- Gutes Betriebsklima: Ein gutes Team, ein wertschätzender Umgang mit einer offenen Kommunikation und Vorgesetzte, die bei Problemen gemeinsam mit dem Arbeitnehmer eine Lösung suchen, sind die beste Voraussetzung dafür, dass psychische Belastungen nicht zu einer psychischen Erkrankung wie einer Depression oder Burn-out führen. Suchen Sie das Gespräch mit Ihren Kollegen oder Vorgesetzten und bringen Sie sachlich vor, wo es hapert. Als Handwerksbetrieb sollten Sie offen für die Nöte Ihrer Mannschaft sein und überlegen, wie Sie die Situation sowie das Wohlbefinden Ihrer Mitarbeiter verbessern können.
Suchen Sie sich Unterstützung, wenn der Stress überhand nimmt. Zögern Sie nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn sich die Probleme nicht im Betrieb lösen lassen.
- Aktiver Stressabbau: Yoga und Meditation sind nichts für harte Männer und toughe Frauen? Weit gefehlt: Seien Sie offen für Entspannungstechniken oder sorgen Sie alternativ mit Joggen oder im Fitnesscenter für Stressabbau.
- Gesunde Ernährung: Wer körperlich arbeitet, verbraucht viele Kalorien. Trotzdem sollten Sie auch als Handwerker auf eine ausgewogene Ernährung achten, die Sie mit allen nötigen Nährstoffen versorgt.
- Mehr Achtsamkeit: Achten Sie auf sich und seien Sie aufmerksam, wenn sich Anzeichen für gesundheitliche Problemen bemerkbar machen. Statistisch gesehen verzichten insbesondere Männer häufig auf Vorsorgeuntersuchungen. Sie sind jedoch sinnvoll! Gehen Sie also regelmäßig zum Arzt und lassen Sie sich durchchecken!
Tipp: Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) beugt vor
Wenn immer wieder Mitarbeiter krank sind, hilft eine Fehlzeitenanalyse herauszufinden, was hinter den Krankenständen steckt. Wenn Betriebe wissen, warum ihre Mitarbeiter häufig krank sind, können sie mit konkreten Maßnahmen gegensteuern. Krankenkassen oder Berufsgenossenschaften unterstützen mit gezielten Angeboten, psychischen Erkrankungen oder Unfällen vorzubeugen.
Fazit
Der Krankenstand im Handwerk erreichte 2022 Jahr einen Höchststand. Auch wenn im Vergleich zu anderen Berufsgruppen Handwerker weniger häufig wegen seelischer Probleme krankgeschrieben sind, nehmen auch in dieser Berufsgruppe psychische Erkrankungen zu – speziell bei jüngeren Arbeitnehmern. Eine hohe Arbeitsbelastung, gefährliche Arbeiten oder Kunden, die Druck machen: Die Gründe dafür sind vielfältig. Mit einfachen Tipps wie ein aktiver Stressabbau können Sie selbst dazu beitragen, dass aus Stress kein Burn-out wird. Aber auch die Betriebe sollten mit Präventionsmaßnahmen dafür sorgen, die physische Gesundheit ihrer Mitarbeiter zu stärken.