Auf einer Baustelle zu arbeiten ist gefährlich: Laut Jahresbericht 2022 der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft haben sich im vergangenen Jahr auf deutschen Baustellen fast 100.000 Bauarbeiter verletzt, 74 sind gestorben. Um Ihre Mitarbeiter zu schützen und damit auch den Erfolg Ihres Unternehmens zu sichern, sind Maßnahmen für mehr Baustellensicherheit deshalb extrem wichtig.
Mit welchen 11 Tipps zur Baustellensicherheit Sie sich und Ihre Mitarbeiter effektiv vor Unfällen schützen können, lesen Sie in diesem Blogartikel.
Die größten Gefahren auf Baustellen
- Stürze
Typische Gefahrenstellen für Stürze sind Bauarbeiten auf Gerüsten und an Dächern, Gräben und Schächten. Dazu kommen Stürze am ebenen Boden, wenn Mitarbeiter über Gegenstände stolpern, an Kanten hängen bleiben oder auf feuchten Untergründen ausrutschen. - Herunterfallende Gegenstände
Ist die Baustelle nicht ordnungsgemäß gesichert, können herabfallende Arbeitsmaterialien oder Werkzeuge Kolleginnen und Kollegen verletzen, die unterhalb des Gerüsts arbeiten. - Gefahrstoffe
Unfälle mit Gefahrstoffen (zum Beispiel Lösemittel, Dämpfe und hochentzündliche Substanzen) sind für Mensch und Umwelt gefährlich und können beispielsweise die Atemwege verätzen.
1. Tipp: Sorgen Sie für die richtige Schutzausrüstung
Baustellensicherheit beginnt bei der richtigen Kleidung: Stellen Sie sicher, dass alle Arbeiter der Baustelle mit der erforderlichen persönlichen Schutzausrüstung ausgestattet sind. Den Arbeitsschutz auf der Baustelle können Sie zum Beispiel mit einer robusten Arbeitskleidung, einem Sicherheitshelm, rutschfesten Sicherheitsschuhen und Sicherheitshandschuhen erhöhen. Je nach Arbeit und Gefahrenklasse der Stoffe, denen Ihre Arbeitnehmer ausgesetzt sind, können zusätzliche Sicherheitsausrüstungen notwendig sein (Atemschutz, Schutzbrille, Gehörschutz etc.) Kontrollieren Sie, dass Ihre Mitarbeiter die Schutzausrüstung auch tragen.
2. Tipp: Führen Sie regelmäßig Sicherheitsschulungen durch
Sicherheitsschulungen sensibilisieren Ihre Mitarbeiter für die jeweiligen Gefahren auf den Baustellen. Sie lernen, wie sie sich schützen können und so Unfälle vermeiden. Führen Sie regelmäßig Schulungen zu Arbeitssicherheit durch und achten Sie darauf, dass alle Mitarbeiter teilnehmen und neue Kolleginnen und Kollegen schnell geschult werden.
3. Tipp: Erhöhen Sie mit einer guten Planung die Baustellensicherheit
Großbaustelle, Neubau, kleiner Umbau: Jede Baustelle ist anders. Machen Sie eine Gefährdungsbeurteilung und planen Sie frühzeitig und sorgfältig, welche Sicherheitsmaßnahmen Sie treffen müssen, um Ihre Mitarbeiter zu schützen. Die Baustellenverordnung regelt, welche gesetzlichen Vorschriften für Baustellensicherheit gelten. Am 1. April 2023 sind Änderungen in Kraft getreten, die beispielsweise eine „Unterrichtung zu den Umständen auf dem Gelände der Baustelle“ festlegen. Beachten Sie bei der Planung der Baustelle auch, wann die Arbeiten stattfinden sollen. Eine Baustelle im Sommer erfordert einen speziellen Arbeitsschutz für heiße Temperaturen, im Herbst beispielsweise kann es durch eine feuchte Witterung und Herbstlaub besonders rutschig sein, während für die sichere Winterbaustelle die richtige Beleuchtung eine größere Bedeutung hat.
4. Tipp: Sperren Sie die Baustelle ab
Bauzäune, Absperrbänder, Absperrgitter und Verbotsschilder verhindern, dass sich Passanten auf die Baustelle verirren und dort Mitarbeiter ablenken und so zur Unfallgefahr werden. Beleuchten Sie außerdem die Baustelle gut – und zwar außen und innen. Ein gut ausgeleuchteter Arbeitsbereich ist übersichtlicher, sodass Sie und Ihre Mitarbeiter dort besser und sicherer arbeiten können.
5. Tipp: Sichern Sie Gefahrenbereiche
Stürze und Verletzungen durch herabfallende Gegenstände zählen zu den häufigsten Unfällen auf einer Baustelle. Sichern Sie insbesondere Gefahrenbereiche ab: Geländer, Handläufe, Seitenschutz und Abdeckungen helfen, Stürze aus der Höhe zu verhindern. Schutznetze sorgen dafür, dass Gegenstände, die vom Dach oder einem Gerüst fallen, aufgefangen werden und so weder Mitarbeiter noch Passanten verletzten können. Auf einer Baustelle sind oft verschiedene Gewerke gleichzeitig im Einsatz und es geht stressig zu. Achten Sie deshalb auch darauf, dass die Baustelle ebenerdig abgesichert ist und beispielsweise Aushublöcher gut sichtbar durch Absperrbänder markiert sind. Weisen Sie zusätzlich mit Warnschildern auf Gefahrenzonen hin.
6. Tipp: Benennen Sie Verantwortliche für Baustellensicherheit
Grundsätzlich sollte sich jeder Mitarbeiter für die Baustellensicherheit zuständig fühlen. Sicherheitsbeauftragte kennen sich jedoch besonders gut mit geltenden Bestimmungen aus und sind dafür verantwortlich, dass die Sicherheitsbestimmungen auf der Baustelle eingehalten werden, wodurch die Risiken für Arbeitsunfälle sinken. Laut Baustellenverordnung ist für Baustellen, auf denen mehrere Gewerke parallel arbeiten, ein sogenannter Sicherheits- und Gesundheitsschutzkoordinator (SiGeKo) Pflicht, der bereits in der Planungsphase notwendige Maßnahmen für Sicherheit auf dem Bau abstimmt und eine SiGe-Plan erstellt. Auch strukturierte Arbeitsabläufe helfen, Unfälle zu vermeiden und steigern außerdem die Produktivität.
7. Tipp: Achten Sie auf eine ordentliche und saubere Baustelle
Herumliegende Arbeitsmaterialien und Werkzeuge, Abfälle und Verpackungen lassen sich während der Arbeit nicht vermeiden, werden aber schnell zur Stolperfalle. Achten Sie darauf, dass Müll schnell und regelmäßig weggeräumt wird und auf der Baustelle Ordnung herrscht. Geeignete Arbeitskleidung mit entsprechenden Einstecktaschen sowie Werkzeuggürtel und -taschen können für die wichtigsten Werkzeuge genutzt werden und helfen Ordnung zu halten. Ebenfalls wichtig: Hochwertige Bausauger, die Baustaub, Späne und Splitter zuverlässig aufsaugen und so für Staubschutz auf der Baustelle sorgen und die Gesundheit der Bauarbeiter schützen.
8. Tipp: Weisen Sie auf Ersthelfer und die Erste-Hilfe-Ausrüstung hin
Je größer die Baustelle ist und je mehr verschiedene Gewerke gleichzeitig auf der Baustelle arbeiten, desto wichtiger ist es, dass Erste-Hilfe-Maßnahmen getroffen sind: Achten Sie darauf, dass es einen gut sichtbaren Hinweis mit Notrufnummern, dem Namen des Ersthelfers und einen Meldeblock gibt, falls es trotz aller getroffenen Sicherheitsmaßnahmen zu einem Unfall kommen sollte. Laut § 19 der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) muss bei einer Baustelle bis 19 Personen ein Ersthelfer vor Ort sein! Ein Ersthelfer sollte regelmäßig an Erste-Hilfe-Kurse und entsprechenden Schulungen teilnehmen. Auch ein Erste-Hilfe-Kit darf auf keiner Baustelle fehlen! Der Verbandskasten muss gut gekennzeichnet sein, sodass er im Falle eines Arbeitsunfalls sofort zur Hand ist.
Experten-Wissen: Laut § 193 SGB VII (Sozialgesetzbuch) ist ein Arbeitsunfall meldepflichtig, wenn ein Arbeitnehmer bei dem Unfall stirbt oder so stark verletzt wird, dass er mehr als drei Tage arbeitsunfähig wird. Schwerwiegende Unfälle müssen Arbeitgeber der Berufsgenossenschaft sofort melden, ansonsten gilt eine Meldefrist von drei Kalendertagen. Der Tag, an dem der Unfall passiert ist, zählt nicht mit.
9. Tipp: Bauen Sie sich ein Netz kompetenter Handwerksbetriebe auf
Handwerksbetriebe sind besonders stark vom Fachkräftemangel betroffen. Dennoch gilt: Qualifizierte und erfahrene Mitarbeiter, die auch bei Stress die Ruhe bewahren, helfen, Unfälle zu vermeiden. Achten Sie darauf, dass der Mix stimmt und auf der Baustelle genügend qualifizierte Arbeiter eingesetzt werden. Ebenfalls wichtig für die Baustellensicherheit: Ein Netzwerk verschiedener kompetenter Handwerkbetriebe, die verlässliche Arbeitnehmer beschäftigen und gute Arbeit leisten.
10. Tipp: Warten Sie Maschinen und Werkzeuge regelmäßig
Maschinen und Werkzeuge sollten in einem einwandfreien Zustand sein und regelmäßig gewartet werden. Maschinenführer müssen besonders wachsam sein, damit sie sich nicht Personen übersehen und verletzen, wenn sie beispielsweise mit einem Bagger zurücksetzen. Achten Sie darauf, dass Kollegen Bagger- oder LKW-Fahrer zusätzlich einweisen.
11. Tipp: Fördern Sie eine angenehme Arbeitsatmosphäre
Stress auf der Arbeit lässt sich nicht immer vermeiden. Umso wichtiger ist es, dass das Team gut zusammenarbeitet und das Arbeitsklima stimmt. Unstimmigkeiten mit Kollegen oder Vorgesetzten lenken von der Arbeit ab und können zu Fehlern und Unfällen führen. Fördern Sie einen wertschätzenden Umgang miteinander und machen Sie keinen zusätzlichen Druck, wenn es zu zeitlichen Verzögerungen kommt. Stellen Sie Gratisgetränke bereit und laden Sie Ihr Team beispielsweise zu einem Grillabend, um den kollegialen Zusammenhalt zu stärken.
Fazit
Bauarbeiter leben gefährlich: Allein 2022 haben sich auf deutschen Baustellen fast 100.000 Bauarbeiter verletzt, 74 sind gestorben. Mit geeigneten Maßnahmen können Sie die Baustellensicherheit erhöhen und das Risiko für Arbeitsunfälle deutlich reduzieren. Zu den 11 Tipps, die dabei effektiv helfen, zählen neben einer hochwertigen persönlichen Schutzausrüstung, regelmäßige Sicherheitsschulungen und eine gut geplante Baustelle, auf der Sie Gefahrenstelle gut kennzeichnen und sichern. Die Baustelle sollte ordentlich und frei von herumliegenden Materialien sein, über die die Bauerarbeiter stolpern könnten. Werkzeuge und Maschinen sollten in einem erstklassigen Zustand sein und regelmäßig gewartet werden. Sicherheitsbeauftragte, Ersthelfer und klare Zuständigkeiten sowie eine gute Zusammenarbeit bei einem angenehmen Betriebsklima tragen ebenfalls dazu bei, das Risiko für Unfälle zu senken und die Baustellensicherheit zu erhöhen.